Was ist ein Trauma? Ursachen, Symptome und Folgen einfach erklärt
- Vera Arnold
- 21. Nov. 2023
- 12 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Juni
Trauma ist eine normale Reaktion auf unnormale Ereignisse.
Doch warum entwickelt nicht jeder Betroffene eine Traumafolgestörung?
In diesem Artikel lernst du die verschiedenen Formen von Trauma kennen und wie es möglich ist, nach einem Trauma zu einem guten Leben (zurück) zu finden.

INHALTSVERZEICHNIS:
"Nervenzusammenbruch" nach dem Trauma: akute Belastungsreaktion
Der Begriff Trauma wird heutzutage schon fast inflationär benutzt. Den Satz "Das war ein richtig traumatisches Ereignis für mich" hört man häufiger. Wenn bei der Abiturprüfung ein Thema drankam, mit dem man nicht rechnete. Oder wenn man auf glatter Straße mit dem Auto ins Schliddern kam. Und auch in Zeitungsartikeln wird dieser Begriff schwammig verwendet.
Was ein Trauma wirklich ist – und warum es mehr ist als ein schlimmes Erlebnis
Aus meiner beruflichen Erfahrung als Traumatherapeutin heraus ist ein Trauma folgendes:
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Die beiden weltweit anerkannten Regelwerke ICD-11¹ und DSM-5 ² halten sich ein bisschen kürzer und beschreiben ein Trauma so:
1.) ICD-11
"Ein extrem bedrohliches oder entsetzliches Ereignis oder eine Reihe von Ereignissen." ...... bzw. ggf. weiterführend bei schwererer Traumatisierung: "meistens längerdauernde oder wiederholte Ereignisse, bei denen Flucht schwierig oder unmöglich war (z.B. Folter, Sklaverei, Genozidversuche, längerdauernde häusliche Gewalt, wiederholter sexueller oder körperlicher Kindsmissbrauch)."
2.) DSM-5
"direkte oder indirekte Konfrontation mit dem Tod, sei es tatsächlich oder auch angedroht, sowie mit schwerwiegenden Verletzungen oder sexueller Gewalt"
¹ ICD-11: „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems”, zu Deutsch und vereinfacht: „Internationale Klassifikation der Krankheiten“, 11. Ausgabe
² DSM-5: Klassifikationssystem für psychische Störungen der American Psychiatric Association, 5. Ausgabe
Welche Erfahrungen zu einem Trauma führen können
a) Schock- oder klassisches Trauma: Wenn ein Erlebnis dein Nervensystem überfordert
Die klassische Definition eines Traumas wie oben schon beschrieben wird in Typ I- und Typ II-Trauma unterteilt. Und diese beiden Typen nochmals in "schicksalhafte" Ereignisse und von Menschen verursachte.
Hierbei wird ein Ereignis wie ein schwerer Verkehrsunfall als am leichtesten verarbeitbar betrachtet (Grafik oben links). Und eine langjährige sexuelle Gewalt im Kindesalter als am schwersten verarbeitbar eingestuft (Grafik unten rechts).

Ob das Ereignis leichter oder schwerer verarbeitbar ist, hängt aber stark vom bisherigen Erleben ab. Traumatische Ereignisse können sich sozusagen addieren. Ein Arbeitsunfall kann schwerer traumatisierend sein, wenn der Betroffene in der Kindheit Misshandlungen ausgesetzt war.
b) Sekundäre Traumatisierung: Wenn das Leid anderer dich selbst traumatisiert
Eine Sekundärtraumatisierung kann stattfinden, wenn nicht direkt traumatisierte Menschen Zeuge einer Traumatisierung einer anderen Person werden.
Das kann zum Beispiel bei Feuerwehrleuten, Polizisten, Notärzten und Rettungssanitätern der Fall sein. Ein schweres Unglück kann auch Fachpersonal traumatisieren.
Ein Zivildienstleistender trat seinen ersten Arbeitstag im Rettungsdienst an. Eine ältere Frau sollte ins Krankenhaus gebracht werden. Die demente Frau missverstand jedoch die Situation. Sie dachte wohl, sie solle "abgeholt" werden und sprang vom Balkon. Der junge Zivi hatte große Schwierigkeiten, das Erlebte zu verarbeiten.
Sekundär traumatisiert werden können auch Angehörige von primär traumatisierten Menschen, Sozialarbeiter, Lehrer, Psychotherapeuten, usw. Wenn sie intensive Kenntnis des Ablaufs einer massiven Traumatisierung haben, erleben sie die Situation innerlich mit.
Die Symptome der sekundären Traumatisierung können denen der primär Traumatisierten ähneln.
c) Bindungstrauma: Wenn die ersten Beziehungen dein Urvertrauen erschüttern
Desweiteren können auch Erlebnisse in der (frühen) Kindheit in Zusammenhang mit den Bezugspersonen traumatisierend wirken. Wenn beispielsweise die Eltern nicht präsent und haltgebend sind und das Kind emotional alleine ist. Das nennt man dann Bindungstrauma.
Das kann zum Beispiel sein, wenn
ein Elternteil suchtkrank ist
eine narzisstische oder Borderline-Persönlichkeitsstörung hat (stark ambivalentes Verhalten ("meine Prinzessin" - "du Nichtsnutz" - Prinzip))
Eltern schwer depressiv oder schizophren sind
ein Elternteil verstirbt oder lange sehr schwer erkrankt ist
mit Suizid gedroht wird
das Kind chronisch abgewertet wird
die Atmosphäre von Kälte und Gefühllosigkeit geprägt ist
das Kind zum Partnerersatz wird, usw.
d) Transgenerationales Trauma: Wenn das Trauma deiner Vorfahren in dir weiterwirkt
Wenn die Kinder oder Enkel unter dem Trauma der Großeltern leiden, spricht man von einem vererbten oder transgenerationalen Trauma . Das Trauma einer Person wird unbewusst an die nachfolgende Generation oder sogar an mehrere Generationen weiter gegeben.
Das ist beispielsweise der Fall, wenn die Großmutter im 2. Weltkrieg vertrieben und/oder vergewaltigt wurde. Oder wenn sie Familienmitglieder durch einen Bombenangriff oder auf der Flucht verlor, usw. Das Leben musste weitergehen. Das Trauma wurde nicht aufgearbeitet, was ja häufig der Fall war.
Und auf welche Weise wird es weiter gegeben? Vielleicht verschließt sich diese Frau innerlich und schafft es nicht, ihren Kindern gegenüber empathisch zu sein. Diese wiederum leiden unter der Empathie- und Haltlosigkeit. Und entwickeln ebenfalls Verhaltensstörungen, Depressionen, Süchte, oder ähnliches. Vielleicht geben sie die Probleme dann auch an ihre Kinder weiter.
Es wird also eigentlich die Traumafolgestörung an die nachfolgenden Generationen vererbt.
"Nervenzusammenbruch" nach dem Trauma: Was ist eine akute Belastungsreaktion?
Mehr oder weniger jeder, der eine traumatische Situation erlebt hat, reagiert darauf. Das ist völlig normal. Um dem Ganzen aber einen Namen zu geben, wird diese Reaktion fachlich als "akute Belastungsreaktion" bezeichnet. Im Volksmund sagt man "Nervenzusammenbruch" dazu. Die akute Belastungsreaktion beginnt kurz nach dem traumatischen Ereignis und hält nicht länger als einen Monat an.
Mögliche Symptome:
Belastende und unkontrollierbare Erinnerungen an das Ereignis (Flashbacks)
Alpträume
emotionale Taubheit (Betroffene/r spürt Gefühle wie durch Watte)
Veränderter Realitätssinn (als ob alles in Zeitlupe abliefe)
Gedächtnisverlust in Bezug auf das Trauma
Vermeidung von traumabezogenen Orten, Aktivitäten, Gedanken, usw.
Schlafstörungen
Reizbarkeit oder Wut
Übertriebene Wachsamkeit in Bezug auf mögliche Gefahren (Hypervigilanz)
Konzentrationsschwierigkeiten
Übertriebene Schreckhaftigkeit
körperliche Symptome wie Schwitzen, Zittern, Herzrasen
Eine traumatische Erfahrung trifft sehr tief, vor allem, wenn sie von Menschen ausgelöst wurde.
Wenn du später Selbstunsicherheit und Selbstzweifel spürst, ist das eine Traumafolge.
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Krisenintervention nach dem Trauma: Erste Hilfe für Betroffene
Sollte jemand, der dir nahe steht, etwas Traumatisches erlebt haben, braucht es Erste Hilfe für die Psyche. Möglichst schnell nach dem traumatischen Ereignis sollte eine sogenannte Krisenintervention stattfinden. So kann eventuell eine Traumafolgestörung verhindert werden.
Bei einem Großereignis wie einem Zugunglück oder einem Amoklauf findet die Krisenintervention durch psychologisch geschultes Personal statt.
Ereignet sich das Trauma in einem kleineren Rahmen ist Fachpersonal natürlich nicht vor Ort. Das ist aber nicht so entscheidend. Nahestehende Menschen haben einen großen Vorteil: nämlich die Nähe. Damit hat die traumatisierte Person schon Vertrauen und es ist leichter, ihr zu helfen.
Akute Hilfe bedeutet jetzt vor allem
"einfach da sein": ruhig sprechen, Hand halten, nicht alleine lassen.
Und um das Vermitteln der Tatsache, dass das alles eine völlig normale Reaktion auf ein nicht normales Ereignis ist.
Frag nicht aus, was konkret passiert ist, sondern gebe den Halt, den die Person gerade verloren hat.
Wichtiger Hinweis: Im Zusammenhang mit einer traumatischen Erfahrung kann es auch zu Suizidgedanken kommen. Das kann bis zu einem Suizidversuch gehen. Daher sollte auf die Warnsignale geachtet werden. Gute Empfehlungen gibt es bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. Link hier |
Hilfreiche Links zur Krisenintervention nach Trauma
Bundesweite Beratungsstellen und Hilfe-Telefone
Adressen von bundesweiten Beratungsstellen für Männer mit sexuellen Gewalterfahrungen
Hilfetelefon – Beratung und Hilfe für Frauen: Tel. 116 016 (bundesweit)
Hilfetelefon - Sexueller Missbrauch: Tel. 0800 22 55 530
Weisser Ring e.V. – Hilfe für Opfer von Kriminalität und Gewalt: Tel. 116 006 und Online-Beratung
Traumafolgestörungen: Mögliche Langzeitfolgen eines Traumas
Nach einem klassischen Trauma-Ereignis (s. oben) kann sich auch eine Traumafolgestörung ausbilden.
Das könnte eine posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS, sein.
Bei schwereren oder lang andauernden Traumata kann auch eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung, kurz kPTBS, entstehen.
Und eine Dissoziative Identitätsstörung ist nach extremen Gewalterfahrungen möglich, die vor dem 5. Lebensjahr begannen.
Häufige Traumafolgen sind zum Beispiel:
Depressionen – Anhaltende Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit und ein Gefühl der inneren Leere
Angststörungen – Übermäßige Sorgen, Panikattacken oder ein ständiges Gefühl von Bedrohung
Scham und Selbstzweifel – Ein tiefes Gefühl, „falsch“ oder „nicht gut genug“ zu sein
Beziehungsprobleme – Schwierigkeiten mit Nähe und Vertrauen, Bindungsängste oder ungesunde Beziehungsmuster
Dissoziation – Gefühl der Abspaltung von sich selbst oder der Umwelt, Blackouts oder das Gefühl, „wie im Film“ zu leben
Suchterkrankungen – Der Versuch, belastende Gefühle mit Alkohol, Drogen, Essen oder exzessivem Verhalten zu betäuben
Selbstverletzendes Verhalten – Zum Beispiel durch Ritzen, extremes Sporttreiben oder selbstzerstörerische Entscheidungen
a) Wie ein Trauma deine Beziehungen beeinflusst
Traumatische Erlebnisse, insbesondere in der frühen Kindheit, können auch tiefgreifende Auswirkungen auf unser Bindungsverhalten haben. Wie wir als Erwachsene Beziehungen eingehen, wie wir Nähe zulassen oder uns zurückziehen, kann stark von den Bindungserfahrungen in der Kindheit geprägt sein.
Traumatische Erfahrungen können dazu führen, dass wir bestimmte Bindungstypen entwickeln, wie z. B. vermeidende oder ängstliche Bindungsmuster. Menschen mit einem vermeidenden Bindungsstil brauchen ihre Unabhängigkeit und vermeiden zu intensive Nähe, während Personen mit einem ängstlichen Bindungsstil häufig nach intensiver Nähe suchen, aber gleichzeitig große Angst vor Ablehnung oder Verlust haben.
Falls du mehr über die verschiedenen Bindungstypen und ihre Auswirkungen auf Beziehungen erfahren möchtest, findest du hier weiterführende Informationen: Bindungstypen bei Erwachsenen verstehen: Warum du dich in Beziehungen so verhältst, wie du es tust.
Vom Trauma zur Traumafolgestörung: Wie sich Symptome entwickeln
Einflüsse vor, während und nach dem Trauma
Wie oben schon erwähnt, entsteht aus einer traumatischen Erfahrung nicht zwangsläufig eine Traumafolgestörung. Das hängt zusammen mit Ereignissen, die vor, während und nach dem traumatischen Vorfall passierten.
a) Vor dem Trauma
Belastende Vorerfahrungen erhöhen das Risiko für eine Traumafolgestörung.
Ist die Person bindungstraumatisiert?
Hat sie psychische Vorerkrankungen?
Oder hat sie im Vorfeld bereits eine andere Traumatisierung erlebt?
Dann ist das so, als ob jemand in der Vergangenheit vom Pferd gefallen ist. Und sich dabei die Wirbelsäule verletzt hat. Die Wahrscheinlichkeit einer schwereren Verletzung bei einem erneuten Sturz ist größer als ohne Vorverletzung.
b) Während des Traumas
Welche Art von Trauma erlebt wird, hat einen großen Einfluss auf die Folgen.
Naturkatastrophe oder durch einen Menschen verursacht
absichtliche Tat oder Zufall
durch Bezugspersonen oder fremde Menschen verursacht
Dauer des Ereignisses
Alter der betreffenden Person (Kindheit, erwachsene Person)
Wenn das Trauma von Menschen verursacht wurde, womöglich sogar ich konkret gemeint war, ist das Risiko für eine Traumafolgestörung größer. Wenn ich durch einen Zufall oder eine Naturkatastrophe geschädigt bin, geringer.
Günstig für den Verlauf ist es, wenn jemand während der traumatischen Erfahrung noch Möglichkeiten hat, die eigene Situation zu verändern. Also Handlungsspielraum hat und sich selbst nicht aufgegeben hat.
Ungünstig ist es, wenn die Situation so ausweglos ist, dass der betroffenen Person nur das innerliche "Weggehen" bleibt, die Dissoziation.
c) Nach dem Trauma
Auch was nach dem eigentlichen Trauma stattfindet, hat großen Einfluss auf eventuelle Folgestörungen.
Sehr negativ ist ein fortdauernder Täterkontakt, zum Beispiel zum ehemals missbrauchenden Vater.
Erfährt er/sie liebevolle Zuwendung und Verständnis?
Gibt es einen sinnhaften beruflichen Kontext?
Ist die finanzielle und wohnliche Versorgung gegeben?
Ist er/sie spirituell gebunden, z.B. einen Glauben an was auch immer?
Übrigens: von vielen traumatisierten Menschen wird das Alleinsein danach als das Schlimmste beschrieben.
Dissoziation bei Trauma: Wenn der Körper in den Notfallmodus schaltet
a) "Traumatische Zange" – Wenn Kampf, Flucht oder Bewegung nicht möglich sind

Unser Gehirn funktioniert in einer traumatischen Situation eigentlich sehr pragmatisch. Es "scannt" und überprüft die Situation, in der man steckt. Und es entscheidet darüber, was gerade die sinnvollste Lösung ist.
Ist Angriff (Fight) oder Flucht (Flight) möglich? Dann das. Falls nein, erfolgt ein Totstell-Reflex (Freeze). Wie bei einem Igel, der sich bei Gefahr zusammenrollt. Dieses Prinzip nennt man die "traumatische Zange", weil es keine Alternative gibt. Ist die Erstarrung die einzige Möglichkeit, dann erfolgt die Erstarrung.
Dieses Erstarren ist ein inneres Taubwerden. Schmerzen werden nicht gespürt und man hat auch sonst kein Körpergefühl. Man verschwindet sozusagen aus dem Körper. Das nennt man Dissoziation. Und das kann bis zur totalen Bewegungslosigkeit gehen, dem sogenannten Stupor.
In einer akuten Gefahrensituation ist das sehr sinnvoll, falls keine andere Reaktionsmöglichkeit mehr besteht. Ganz krass gesagt: Sollte der Tod folgen, hat man so wenig Schmerzen wie möglich.
Allerdings folgt die Dissoziation auch NACH dem Trauma, wenn etwas triggert. Ein Trigger ist ein Auslöser, der die traumatische Situation wieder hoch holt. Der betroffene Mensch ist durch die Dissoziation hilflos und ohnmächtig.
Das ist zum Einen sehr belastend und macht Beziehungen oder Alltagssituationen sehr schwierig. Zum Anderen ist es in tatsächlichen Gefahrensituationen sehr gefährlich. Das Trauma steckt so tief im Körper fest, dass nicht mehr nach "Fight or Flight" geurteilt wird. Es findet gleich das "Freezing" statt.
b) Zersplitterte Erinnerung: Wie dein Gehirn traumatische Erfahrungen speichert
Normalerweise wird alles, was zu einer Situation gehört, gebündelt im Gehirn gespeichert: optische Eindrücke, Gerüche, Geschmack, Kälte oder Wärme, Gefühle, Gedanken, usw. Wenn der Körper während des Traumas dissoziiert, werden Eindrücke nicht ordentlich archiviert. So sind sozusagen nur Splitter im Gehirn unterwegs.
Diese Splitter sind natürlich keine schönen Eindrücke. Aber es sind auch alltägliche Eindrücke wie das Muster einer Tapete. Begegnet einem dieses Tapetenmuster später wieder, kommt es zu einem Wiedererleben (Flashback) oder Wiedererinnern (Intrusion).
Das bedeutet aber nicht, dass man sich tatsächlich wieder erinnern muss. Es ist sogar möglich, dass das Trauma jahre- oder sogar jahrzehntelang nicht bewusst erinnert wird. Die Person leidet aber trotzdem unter den Traumafolgen. Diffusere Symptome wie Ängste, depressive Zustände, Gefühllosigkeit, Schlafstörungen, Beziehungsprobleme, usw. können trotzdem vorhanden sein. Und damit das Leben massiv beeinflussen.

Posttraumatisches Wachstum - Wie Krisen zu innerer Stärke führen können
Eine traumatische Erfahrung ist ein sehr großer Einschnitt im Leben. Alles wird durcheinander geworfen. Das Gefühl, das Leben im Griff zu haben, ist plötzlich verschwunden. Das Vertrauen in die Welt und gegebenenfalls in die Menschen ist verloren gegangen.
Aber nach einem Trauma ist es sogar möglich, psychisch zu wachsen. Das soll natürlich in keiner Weise die Heftigkeit eines traumatischen Erlebnisses klein reden. Ein Trauma ist und bleibt überwältigend. Aber unter bestimmten Umständen ist es möglich, wie Phönix aus der Asche aufzusteigen und ein neues, bewussteres Leben zu führen. Zudem sind Menschen, die bereits erfolgreich Widrigkeiten bewältigt haben, für zukünftige Probleme besser gewappnet.
Welche Eigenschaften, Haltungen und Wertvorstellungen helfen beim posttraumatischen Wachstum?
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Je nach Schwere des Traumas werden vielleicht psychische Narben übrig bleiben, aber es werden keine offenen Wunden mehr sein. Gelingt es, nach einem Trauma psychisch zu wachsen, zeigt sich das laut Psychologe Richard Tedeschi in fünf Bereichen.
Intensivierung von Beziehungen: "Ich fühle mich den anderen jetzt näher" Wenn man ein Trauma überwunden hat, wird man feinfühliger und empathischer. Beziehungen werden tiefgehender.
Stärkere Wertschätzung für das Leben: "Ich weiß jeden Tag mehr zu schätzen" Prioritäten verändern sich. Alltägliche, kleine Dinge und persönliche Beziehungen werden wertvoller als Materielles.
Größeres Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten: "Ich bin stärker, als ich dachte" Ein Trauma, das zuerst überwältigend erschien, kann einen nicht mehr beherrschen. Der Glaube an die eigene Selbstwirksamkeit nimmt zu.
Entdeckung neuer Möglichkeiten: "Ich habe neue Interessen entwickelt" Alte Ziele und Wünsche werden hinterfragt. Neue Ziele werden gesucht. Neue Lebensperspektiven entwickeln sich.
Mehr Lebensfreude und Spiritualität: "Ich weiß jetzt mehr, weshalb ich auf der Welt bin" Es wird mehr über den Sinn des Lebens nachgedacht und man kommt diesem näher. Gleichzeitig kommt es so zu einer größeren inneren Zufriedenheit.
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Fragen, die viele zum Thema "Trauma" haben
Was genau ist ein Trauma – und ist jedes schlimme Erlebnis gleich ein Trauma?
Nicht jedes belastende Ereignis ist automatisch ein Trauma. Ein Trauma ist eine Reaktion auf ein Ereignis, das als lebensbedrohlich oder zutiefst erschütternd erlebt wird – körperlich, emotional oder beides. Wichtig ist: Entscheidend ist nicht nur, was passiert ist, sondern wie der Mensch es erlebt hat. Ein Gefühl von Ausgeliefertsein und Handlungsunfähigkeit ist dabei oft zentral.
Welche Arten von Trauma gibt es?
Trauma zeigt sich in verschiedenen Formen: Schocktrauma (z. B. lebensbedrohlicher Unfall, Vergewaltigung, Naturkatastrophe), Bindungstrauma (meist in der frühen Kindheit durch Vernachlässigung, narzißtische Eltern, usw.), sekundäre Traumatisierung (z. B. bei Polzisten, Sanitäterinnen, etc.) und transgenerationales Trauma (weitergegeben über Generationen). Jede Form wirkt anders – aber alle können tiefe Spuren hinterlassen.
Warum entwickelt nicht jede betroffene Person eine Traumafolgestörung?
Ob sich eine Traumafolgestörung entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab: ob es frühere Traumata gab, wie stabil das soziale Umfeld ist, wie schnell Unterstützung erfolgt, und auch von inneren Ressourcen. Deshalb reagieren Menschen sehr unterschiedlich – und jede Reaktion ist erst einmal normal.
Was ist eine akute Belastungsreaktion – und was hilft in dieser Phase?
Die sogenannte akute Belastungsreaktion ist eine normale psychische Reaktion auf ein traumatisches Erlebnis. Symptome wie Flashbacks, Schlafstörungen oder emotionale Taubheit treten oft in den ersten Tagen oder Wochen auf. Was jetzt hilft: Da sein, Halt geben, nicht drängen – und vermitteln, dass all das eine normale Reaktion auf ein unnormales Ereignis ist.
Was bedeutet „Dissoziation“ bei Trauma?
Dissoziation ist eine Überlebensreaktion des Körpers. Die Betroffenen fühlen sich „wie neben sich“, spüren ihren Körper kaum oder erleben die Welt wie durch eine Glasscheibe. Das ist kein Zeichen von „Verrücktsein“, sondern ein Schutzmechanismus, wenn das Erlebte zu überwältigend ist.
Kann man von einem Trauma geheilt werden?
Ja, auch wenn „Heilung“ nicht immer bedeutet, dass alles verschwindet, was passiert ist. Traumatische Erfahrungen prägen tief. Aber: Du kannst lernen, wieder inneren Halt zu finden, deine Reaktionen zu verstehen und neue, gesündere Wege im Umgang mit dir selbst und anderen zu entwickeln
Viele Menschen berichten, dass sie durch eine gute Begleitung nicht nur stabiler geworden sind, sondern auch Mitgefühl für sich selbst entwickeln konnten – etwas, das vorher kaum möglich war.
Heilung heißt also nicht „Vergessen“, sondern wieder handlungsfähig zu werden, lebendig zu sein und sich sicher im eigenen Leben zu fühlen.

Vera Arnold
Vor fast 20 Jahren begegnete mir ein Satz auf einem Plakat in einer vollen Berliner U-Bahn: "Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag" (Charlie Chaplin).
Der begleitet mich seither und ist ein Grund, warum ich Traumatherapeutin geworden bin.
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