Lustlos und antriebslos? Diese 7 Anzeichen sprechen für tiefe Erschöpfung statt Faulheit
- Vera Arnold
- 15. Juli
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Juli
Die To-do-Liste liegt vor dir. Du willst eigentlich anfangen – aber nichts geht. Stattdessen fühlst du dich bleischwer, lustlos, antriebslos und genervt von dir selbst. Und dann kommt der Gedanke: „Ich bin einfach zu faul.“
In diesem Artikel geht es darum, warum genau das ein Missverständnis ist – und was wirklich dahinterstecken kann, wenn du scheinbar grundlos nichts tust.
Inhaltsverzeichnis:

Du sitzt vor dem Laptop. Die Liste sollte heute noch fertig werden.
Der Einkaufszettel liegt daneben. Morgen ist Kindergartenfest und du hast einen Kuchen versprochen.
Dein Handy blinkt – drei unbeantwortete Nachrichten.
In deinem Kopf sagt einer: "Jetzt beweg dich halt mal!"
Und ein anderer: "Ich bin so müde!"
Und dann taucht er auf – dieser Gedanke:
„Wie kann man nur so faul sein!“
Aber was, wenn das gar nicht stimmt?
Was, wenn dein scheinbarer „Antriebsmangel“ in Wirklichkeit ein Zeichen von emotionaler Erschöpfung ist?
Wenn du dich lustlos und antriebslos fühlst: 7 klare Anzeichen für Erschöpfung
1. Innere Blockade: Warum du willst, aber nicht handelst
Du weißt, was ansteht. Und du willst das auch erledigen – theoretisch.
Aber dein Körper fühlt sich bleischwer an und es kommt dir vor, als ob es eine unmenschliche Anstrengung kosten würde, auch nur den kleinen Finger zu bewegen.
➡️ Das ist kein Zeichen von Faulheit, sondern eine innere Blockade. Ein unbewusster Teil in dir braucht eigentlich gerade etwas ganz anderes: Ruhe.
Das geht nicht, weil die To-Do-Liste lang und dein Pflichtgefühl groß ist. Der Wunsch nach Ruhe und Freiraum ist aber auch groß und lässt sich nicht einfach so wegschieben.
Und so kämpfen in deinem Inneren "Pflichtgefühl-Bedürfnis" und "Ruhe-Bedürfnis" miteinander. Es geht gar nichts mehr und du "erstarrst" sozusagen im Nichtstun.
2. Überwältigung im Alltag: Wenn selbst kleine Aufgaben sich riesig anfühlen
Der Einkauf, ein Termin, ein paar Mails und dann noch einen Kuchen für das Kindergartenfest backen. Alles zeitlich machbar, aber du fühlst dich sofort überfordert und gelähmt. Die To-Do´s stehen wie ein riesiger Berg vor dir.
➡️ Oft liegt das an einer inneren Überreizung. Sie entsteht durch andauernden Stress oder emotionale Belastungen. Kindheitsprägungen und Leistungsdenken spielen oft auch eine große Rolle.
Wenn es "zu viel" ist, können auch kleine Aufgaben schon überfordernd sein. Es ist, als würdest du eine ganz kleine Menge Wasser in ein volles Glas gießen: es läuft zwangsläufig über.
3. Prokrastination: Wenn du alles machst – nur nicht das, was du dir vorgenommen hast
Du wolltest längst mit der Steuer anfangen. Oder die eine unangenehme Mail schreiben. Oder dich einfach mal mit einem Thema auseinandersetzen, das dich innerlich beschäftigt.
Aber plötzlich findest du dich auf Instagram wieder. Oder beim dritten Kaffee. Oder dabei, die Gewürzschublade zu sortieren.
➡️ Diese „Aufschieberitis“ nennt man offiziell Prokrastination. Du nimmst dir was vor, was du lange vor dir hergeschoben hast und weichst doch immer wieder aus. Aber auch das ist keine Faulheit. Prokrastination ist vielmehr ein Zeichen innerer Anspannung.
Es geht um die Angst, zu versagen, etwas nicht perfekt zu machen und somit unangenehme Gefühle aushalten zu müssen. Auch das hat oft mit der Kindheit zu tun: von dir wurde zu viel erwartet oder dir wurde zu wenig zugetraut. Und wenn du nie gelernt hast, dass du Fehler machen darfst, fühlt sich jede Aufgabe schnell zu groß an – und dein System drückt auf Flucht.

4. Innerer Kritiker: Wie Selbstabwertung Überforderung verstärkt
"Jetzt reiß dich mal zusammen."
"Alle anderen kriegen das doch auch hin."
"Du bist einfach zu bequem."
Selbstabwertungen sind gang und gäbe, wenn du dich als zu faul empfindest.
➡️ Aber stell dir solche Sätze mal mit der Stimme deiner Mutter, deines Vaters oder deines alten Lehrers vor. Könnte auch von ihr oder ihm stammen? Diese Aussagen sind keine objektiven Bewertungen, sondern eine sogenannte "internalisierte Stimme" einer wichtigen Bezugsperson deiner Kindheit: eine Stimme, die sich inzwischen als deine eigene anfühlt.
Dieser "Innere Kritiker" will dich genau wie früher "antreiben", damit du nicht versagst. Als Kind oder Jugendliche war das wichtig, um möglichst so zu sein, wie andere dich haben wollten. Heute ist das aber eigentlich nicht mehr notwendig, denn du bist viel unabhängiger als in deiner Kindheit.
LESETIPP: Mehr über den Inneren Kritiker, warum er zu so heftigen Maßnahmen greift und wie du das verändern kannst in meinem Artikel:
5. Nur funktionieren statt leben – das Anzeichen innerer Leere
Vielleicht raffst du dich auf und tust sogar, was getan werden muss. Aber du fühlst nichts dabei: keine Freude, nur Pflichterfüllung. Und du empfindest dich auch eher wie ein Roboter, nicht wie ein lebendiger Mensch.
➡️ Funktionieren ist kein Zeichen von Kraft oder Fleiß. Es ist ein Notprogramm – entstanden aus Kindheitsprägungen, überhöhten Ansprüchen und dem Gefühl, nie wirklich genug zu sein.
LESETIPP: Wenn du raus willst aus der inneren Leere und dem Funktionsmodus, findest du in diesem Artikel noch mehr zu den Hintergründen und praktische Tipps zum "Ausstieg":
6. Du fühlst dich dauerhaft erschöpft – trotz Pausen
Du hast vielleicht schon verstanden, dass du dich nicht immer antreiben kannst und versuchst, dir Auszeiten zu gönnen. Schließlich willst du keinen Burnout riskieren.
Aber statt Erholung fühlst du innere Unruhe und kannst dich gar nicht ausruhen.
Deine Gedanken laufen auf Hochtouren. Und dann kommen vielleicht auch noch Schuldgefühle oder du wirst wütend auf dich selbst: "Nicht mal ausruhen krieg ich hin".
➡️ Wenn dein System im Überforderungsmodus ist, fühlt sich auch die Pause nicht wie eine an – weil niemand von einer Sekunde zur nächsten von Dauerbetrieb auf Ruhemodus umschalten kann. Es braucht Übung und kleine Schritte.
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7. Dein Körper sendet Signale – und du verstehst sie nicht
Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelverspannungen, Magenschmerzen oder häufige Infekte. Du fühlst dich einfach nicht richtig gesund. Und das seit Tagen oder Wochen oder Monaten.
➡️ Der Körper spricht oft auf seine Weise das aus, was du dir selbst nicht eingestehst. Wenn du lange über deine Grenzen gehst, meldet er sich zum Beispiel mit Schmerzen – um dich zu stoppen. Und manchmal ist das der deutlichste Hinweis darauf, dass du längst überlastet bist.
Fazit: Du bist nicht faul – du bist total erschöpft
Du siehst: Was wie Faulheit aussieht, ist in Wahrheit etwas ganz anderes. Egal, ob du dich in einem oder mehreren dieser 7 Punkte erkennst – es geht um hohe Erwartungen an dich selbst und tiefe Erschöpfung.
Und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das etwas mit deinen Kindheitserfahrungen zu tun hat. Vielleicht haben dir deine Eltern Selbstkasteiung vorgelebt oder ein Elternteil war depressiv oder emotional nicht da. Vielleicht wurden gute Noten von dir erwartet oder du warst für die kleineren Geschwister verantwortlich. Die Gründe sind vielfältig.
Deshalb macht es auch keinen Sinn, dich abzuwerten und noch härter anzutreiben. Was du brauchst, ist kein neuer Plan für mehr Disziplin. Du brauchst einen Plan dafür, dich selbst wahrnehmen und deine tatsächlichen Bedürfnisse erkennen zu können.
Gehst du weit über deine Grenzen und erwartest viel von dir, solltest du anfangen, mitfühlender mit dir umzugehen. Wenn du akzeptieren lernst, dass du nicht perfekt sein musst, wird es leichter, Aufgaben anzugehen.
Du bist nicht falsch – du bist müde. Und du darfst lernen, dich zu unterstützen statt ständig etwas von dir zu erwarten.
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Häufige Fragen zum Thema "ich fühle mich lustlos und antriebslos"
Was ist der Unterschied zwischen Faulheit und Erschöpfung?
Negative Faulheit im Sinne von „Ich könnte, aber ich will einfach nicht“ gibt es eigentlich kaum. In Wahrheit steckt dahinter fast immer ein Nicht-mehr-Können. Dauerhafter Stress oder emotionale Belastung sind die Ursachen. Kombiniert mit alten Kindheitsmustern erkennt man diese Belastung häufig gar nicht als so schwerwiegend an, sondern wirft sich stattdessen Faulheit vor.
Mit Kindheitsmustern ist gemeint, dass du vielleicht früh gelernt hast, dich besonders anzustrengen, um Anerkennung zu bekommen. Oder dass du emotional stark für deine Eltern sein musstest. Oder dass du dir nicht erlauben konntest, Fehler zu machen, um nicht bestraft oder abgewertet zu werden.
Positive Faulheit dagegen – also einfach mal nichts tun und das genießen – ist gesund und wichtig: um sich zu erholen und wieder aufzutanken.
Warum fühle ich mich ständig lustlos und antriebslos – obwohl ich genug schlafe?
Schlaf ist wichtig, aber nicht alles. Wenn du ständig antriebslos bist, obwohl du (theoretisch) genug schläfst, steckt meist mehr dahinter.
Vielleicht hast du dich über lange Zeit überfordert und innerlich erschöpft, ohne es wirklich zu merken. Oder alte, ungelöste Themen aus der Kindheit nagen im Hintergrund an dir und kosten unbemerkt Energie. (Lesetipp zu Kindheitsthemen, die zu emotionaler Erschöpfung führen: Unser Blogartikel "Ich lebe nicht mehr, ich funktioniere nur noch" – Wege aus der emotionalen Erschöpfung)
Erholung ist also nicht nur eine Frage von Stunden im Bett, sondern auch davon, wie sicher und entspannt du dich insgesamt in deinem Leben fühlst.
Was hilft gegen ständige Antriebslosigkeit?
Wenn du immer wieder antriebslos bist, will dir ein Teil von dir etwas sagen: nämlich, dass es zu viel ist. Dass du dich überforderst. Oder dass du versuchst, Dinge zu tun, die eigentlich gar nicht (mehr) zu dir passen.
Was hilft, ist nicht noch mehr Disziplin – sondern ein anderer Blick auf dich selbst: Was brauchst du wirklich? Wo gehst du über deine Grenzen? Wo könntest du liebevoller mit dir umgehen?
Antrieb kommt oft zurück, wenn du lernst, dich wirklich zu "sehen" und dich ernst zu nehmen.
Wie erkenne ich, ob ich wirklich erschöpft bin – oder mir das nur einrede?
Wenn du dir diese Frage stellst, ist das allein schon ein Hinweis: Wahrscheinlich bist du erschöpft – und zusätzlich streng mit dir selbst.
Dieses ständige Hinterfragen („Stell ich mich bloß an?“, „Rede ich mir das nur ein?“) ist oft Teil des Problems: Du nimmst deine eigenen Grenzen nicht ernst – vielleicht, weil du es nie gelernt hast.
Ein guter Indikator: Wenn du trotz Schlaf, freier Zeit und guten Vorsätzen nicht zur Ruhe kommst oder dich immer wieder überwältigt fühlst – dann bist du nicht faul, sondern brauchst eine echte Pause. Und nicht die Sorte Pause mit schlechtem Gewissen im Nacken, sondern eine mit echter Erlaubnis, mal nichts leisten zu müssen.
Foto von Vitaly Gariev auf Unsplash

Vera Arnold
Vor fast 20 Jahren begegnete mir ein Satz auf einem Plakat in einer vollen Berliner U-Bahn: "Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag" (Charlie Chaplin).
Der begleitet mich seither und ist ein Grund, warum ich Traumatherapeutin geworden bin.
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